BE STRONGER THAN YOUR EXCUSES - comito.at

BE STRONGER THAN YOUR EXCUSES

Geschichten aus dem Land der 1000 Ausreden

#4 Ich kann auch nicht mehr als arbei­ten

Die­ser Blog ist eigent­lich kurz. Denn die Ant­wort auf die­se Aus­re­de ist klar: Doch!
Fer­tig. Dan­ke.

Aber gut. Ein Blog braucht 600 Wör­ter und die geneig­te Leser­schaft eine Begrün­dung.
Begin­nen wir also mit der Fra­ge, was hin­ter die­ser Aus­sa­ge steckt. Meis­tens das sub­jek­ti­ve Gefühl, zumin­dest aus­ge­las­tet, viel­leicht sogar über­for­dert zu sein. Denn, was wol­len die denn noch alles?! ‚Die‘ Kun­den. ‚Die‘ Kol­le­gen. ‚Die‘ Chefs. Man rackert eh schon den gan­zen lie­ben Tag lang, und noch immer reicht es nicht. Immer wol­len ‚die‘ noch mehr! Klar, das führt zu Unzu­frie­den­heit. Und das Gefühl ist echt. Denn in den aller­meis­ten Fäl­len stimmt es: Man war den gan­zen Tag beschäf­tigt.

In die­ser For­mu­lie­rung liegt für mich aber ein wesent­li­cher Unter­schied: Ich war (mit etwas) beschäf­tigt. Das ist nicht immer gleich­be­deu­tend mit ‚ich habe gear­bei­tet‘. Und vor allem ist es nicht das­sel­be wie:

Ich habe das Rich­ti­ge getan

Meis­tens ver­su­chen wir arbei­ten­den Men­schen ‚die Din­ge rich­tig zu machen‘. Wir hal­ten Pro­zes­se ein, befol­gen Regeln, erin­nern uns an Gelern­tes und ori­en­tie­ren uns an den Qua­li­täts­an­sprü­chen unse­rer ‚Kun­den‘ – sei es extern oder intern. Denn wir wol­len ja, dass ‚die‘ zufrie­den sind.

Wenn man aber die Din­ge rich­tig gemacht hat, hat man noch lan­ge nicht die rich­ti­gen Din­ge getan! Man hat viel Zeit inves­tiert, aber kein Ergeb­nis gelie­fert. Hier liegt der Hund begra­ben, wie man sprich­wört­lich sagt. Der Betrach­tungs­un­ter­schied kann Wel­ten bedeu­ten. Und ist immer der Kris­tal­li­sa­ti­ons­punkt von Unzu­frie­den­heit – näm­lich auf allen Sei­ten. Der Leis­tungs­er­brin­ger fühlt sich nicht wert­ge­schätzt oder über­for­dert, der Leis­tungs­emp­fän­ger fühlt sich nicht ver­stan­den und vor allem nicht zufrie­den­ge­stellt. Die dar­auf­fol­gen­den elend­slan­gen Dis­kus­sio­nen zum The­ma, wie viel Arbeit man in die Sache gesteckt hat, sind im Regel­fall ergeb­nis­los.

In Zeit­ma­nage­ment-Semi­na­ren gehe ich den Ursa­chen für die­ses Phä­no­men ger­ne auf den Grund. Denn mein Ver­ständ­nis von Zeit­ma­nage­ment ist nicht das Mana­gen von Zeit, son­dern das Mana­gen von Auf­ga­ben. In Kom­bi­na­ti­on mit dem zwei­ten Erfolgs­fak­tor – der eige­nen Kom­pe­tenz – ergibt das einen effek­ti­ve­ren Out­put als jeder Ver­such, ledig­lich Tätig­kei­ten in einen Kalen­der zu schrei­ben. Oder To-do-Lis­ten zu fül­len.

Fol­gen­de Fra­gen sind dabei hilf­reich:

  • Was ist das Ziel mei­nes Jobs?
  • Bringt mich die aktu­el­le Tätig­keit die­sem Ziel näher?
  • Hat das, was ich mache, irgend­je­mand auch ‚bestellt‘?
  • Wäre ich bereit, die dafür auf­ge­wen­de­te Zeit selbst zu bezah­len?

Spä­tes­tens bei der letz­ten Fra­ge höre ich in Semi­na­re oft ein ent­schie­de­nes Nein! Span­nend!

Ein Bei­spiel: Ein Foli­en­de­si­gner benö­tigt für die Bekle­bung einer Aus­la­gen­schei­be von rund 50 qm 16 Stun­den. Kei­ne voll­flä­chi­ge Bekle­bung, son­dern ein­zel­ne, klei­ne Moti­ve. Übri­gens mit 2 Mann vor Ort. Davor waren 4 Stun­den nötig, um die Druck­vor­la­gen zu erstel­len. In Sum­me wur­den also 36 Arbeits­stun­den auf­ge­wen­det, um das Ergeb­nis zu pro­du­zie­ren. Bei einem nied­rig ange­setz­ten Stun­den­ho­no­rar von € 85,- (net­to) ergibt das einen Preis von € 3.060,-, wohl­ge­merkt ohne Mate­ri­al (Foli­en) und Steu­ern; man bewegt sich also am Ende in Rich­tung von € 4.000,-!

Die Dis­kus­si­on um die­sen Auf­wand kann man sich vor­stel­len. Die ein­ge­setz­ten Bekle­ber recht­fer­ti­gen sich damit, dass sie ja auch nicht mehr könn­ten, als zu arbei­ten …Zu beob­ach­ten waren dabei fol­gen­de Punk­te: Die Bekle­bung fand bei Außen­tem­pe­ra­tu­ren um die Null Grad statt. Zu kalt für Foli­en. Und für Bekle­ber­hän­de. Die Foli­en waren nicht vor­ge­schnit­ten. Das Mate­ri­al war eigent­lich für Innen­räu­me gedacht. Man hat­te nur ein Cut­ter­mes­ser dabei. Kein Line­al oder ähn­li­ches Mess­werk­zeug. Die Foli­en­scha­ber waren alt und ver­braucht. Und so wei­ter.

Mein Fazit: Sie haben sich bemüht, die Bekle­bung rich­tig vor­zu­neh­men. Wenn sie aber das Rich­ti­ge getan hät­ten, hät­te man die Bekle­bung auf einen ande­ren Tag ver­scho­ben und an den eige­nen Tools (das ein­ge­setz­te Werk­zeug) gear­bei­tet.

Wären die Per­so­nen bereit, die­ses Hono­rar selbst zu bezah­len? Nein.

Was hat das mit Ver­kauf zu tun? Nichts. Und alles. Denn auch bei nicht-manu­el­len Tätig­kei­ten gilt das glei­che Prin­zip:

  • Tu das Rich­ti­ge
  • Arbei­te an Dei­nen Tools.

Sprich, arbei­te dar­an, dass Du das, was Du machst, auch wirk­lich kannst.
Dann braucht man nicht mehr zu tun, als zu arbei­ten.

Das alles gilt übri­gens auch für die belieb­ten Alter­na­ti­ven:

  • Ich habe auch nur zwei Hän­de.
  • Der Tag hat nur 24 Stun­den.

In die­sem Sin­ne: mehr als 600 Wör­ter erreicht.

... und aus.

Robert Feis­trit­zer

#semi­nar­tipp: Zeit- und Auf­ga­ben­ma­nage­ment by comito.

Donnerstag 2. Juli 2020