FUNKTION VS. BEZIEHUNG – comito.at

FUNKTION VS. BEZIEHUNG

Der hohe Wert der Funktion

„Tu es doch weg, das kannst du doch gar nicht mehr richtig nutzen“.

An und Für sich keine ungewöhnliche Aussage die wir doch alle schon mal zu den unterschiedlichsten Anlässen gehört haben. Frag mal jemanden der ein Pferd hat, das nicht mehr geritten werden kann…

Funktion wird über Beziehung gestellt. Immer öfter.
Um beim Pferd zu bleiben – die per se Funktion eines Pferdes ist, dass es geritten wird. Nun, ich habe schon früh zu reiten begonnen. Meistens bleibe ich auch oben und ich komme ganz gut von A nach C – reiten kann ich aber immer noch nicht. Es sind auch wenige Stunden in denen ich Reiterin bin – die meiste Zeit meines Lebens laufe ich unter der Zuschreibung Mensch. Da wäre es doch auch wirklich schade, wenn ein Pferd mir nur ermöglichen würde, reiten zu lernen – etwas das ich eher sehr selten brauche. Es wäre doch viel cooler wenn ich etwas lernen könnte, dass ich als Mensch brauchen kann.

Wenn also zum Beispiel mein Pferd mal durchgeht und gegen meinen ursprünglichen Plan, überaus motiviert und quasi zügellos gen Süden galoppiert, kann ich lernen wie schnell mein Herz schlagen kann. Ich kann auch lernen in so, zugegeben durchaus herausfordernden Situationen, Ruhe zu bewahren und besonnen zu reagieren. Beides Eigenschaften die mir bei Gott nicht in die Wiege gelegt worden sind. Und doch beides absolut notwendig, um mit meinem Ross wieder auf Kurs zu kommen.

Oder lernen standhaft zu bleiben wenn ich mit dem in Krankenstand befindlichen Tier statt des querfeldein über Stock und Stein Ausrittes in der Koppel mittels sich ständig wiederholender Schrittrunden die Sprungkraft seiner Hinterhand trainiere.

Ich kann Mitgefühl üben, Verantwortungsgefühl und die Kraft von Teamgeist, Durchhaltevermögen, Muskelkraft, Humor und bedingungslose Zuneigung.

Tiere, also in unserem Fall jetzt Pferde, können einem so viel beibringen – reiten ist da wohl nur ein minimaler Prozentteil davon. Darum möchte ich ermuntern mal über den Tellerrand der Funktion zu schauen. Mach die Arbeit rund um dein Tier selbst und man kann Glück erfahren. Sei da wenn der Tierarzt kommt. Streichle die Seele deines Tieres und damit auch deine eigene. Und wenn es soweit ist und du lernen musst Abschied zu nehmen, leg deine Hand auf seine Stirn und trage ein Stück Seele von nun an in deiner.

Was wir alle mehr oder weniger im Laufe unseres Lebens lernen ist – das Spiel mit der Funktionalität ist eine Schwingtür und es tut echt weh wenn sie zurück kommt. Auch wenn es auf den ersten Blick praktisch und naheliegend erscheint, alles was nicht funktioniert zu entsorgen. Es generiert doch auch die Angst in uns selbst entsorgt zu werden sobald wir unsere Funktion nicht mehr erfüllen.

Wenn Funktion über Beziehung steht kann nicht funktionieren tödlich sein.

Für viele Tiere trauriger Alltag.
Für viele Menschen eine spürbare Angst.

Was du lebst kommt zu dir zurück. Immer.

Mein Name ist Astrid Feistritzer-Ebner und ich bin psychologische Beraterin bei comito.

Mittwoch 13. Juli 2022