BE STRONGER THAN YOUR EXCUSES #2 - comito.at

BE STRONGER THAN YOUR EXCUSES #2

Geschichten aus dem Land der 1.000 Ausreden

#2 Ich habe eh ein Mail geschrie­ben

Genau. Und damit hat man als Ver­käu­fer sei­nen Job ja auch schon erle­digt. Jetzt heißt es nur mehr war­ten auf die Ant­wort des Kun­den. Also ‚poten­ti­el­ler Kun­de‘ muss man eigent­lich sagen. Denn ver­kauft hat man ja noch nix. ‚Lei­der nein Kun­de‘ ist aber die genaue Bezeich­nung, denn die Ant­wort des Kun­den wird in den aller­meis­ten Fäl­len ein Nein sein. War­um? Wegen des Ver­kaufs­ge­set­zes Num­mer 1:

Papier ver­kauft nichts

Lei­der. Trotz aller bahn­bre­chen­den Erfin­dun­gen der letz­ten Jahr­zehn­te, trotz ver­än­der­ter Kom­mu­ni­ka­ti­ons­we­ge über eMail und Mes­sen­ger­diens­te hat Papier noch immer eine unver­än­der­te Eigen­schaft: Es ist stumm. Es kann auch nicht situa­tiv auf einen Gesprächs­part­ner reagie­ren, kann kein Gefühl ver­mit­teln, kann kein Ver­trau­en auf­bau­en. Kei­ne Fra­gen vor­weg­neh­men, kei­ne Ein­wän­de behan­deln und auch nichts erklä­ren, was viel­leicht nicht ver­stan­den wird. Auch dann nicht, wenn es sich um elek­tro­ni­sches Papier han­delt. Also ein eMail.

Die Angst ist ein Hund

Mögen mir alle Hun­de gleich vor­weg ver­zei­hen. Und alle Hun­de­be­sit­zer. Ich lie­be Hun­de. Wenn sie vier Bei­ne haben. Wenn es sich aber um den alt­be­kann­ten Schwei­ne­hund han­delt, der es sich lie­ber leicht macht, dann ist mei­ne Lie­be schon wie­der enden wol­lend. Denn der Schwei­ne­hund ist einer der krea­tivs­ten Aus­re­de­ner­fin­der in der Geschich­te der Mensch­heit. Er weiß immer eine Ant­wort, wenn es dar­um geht, etwas zu unter­las­sen.

Sich mit einem Kun­den in einem per­sön­li­chen Gespräch (vul­go Ver­kaufs­ter­min) aus­ein­an­der­zu­set­zen bedeu­tet näm­lich, sich einer uralten mensch­li­chen Angst zu stel­len: der Angst vor der per­sön­li­chen Ableh­nung. Der Angst vor dem Nein, wel­ches einem direkt ins Gesicht gesagt wird. Des­halb unter­las­sen wir es so ger­ne, uns mit ande­ren Men­schen direkt aus­ein­an­der­zu­set­zen. Tin­dern lie­ber, anstatt per­sön­lich anzu­spre­chen. Tei­len schwie­ri­ge Din­ge per SMS oder Whats­App mit. Schi­cken eMails mit Ange­bo­ten, anstatt per­sön­lich zu prä­sen­tie­ren. Was wir dabei über­se­hen: Nichts ist leich­ter als eine Absa­ge per eMail.

Men­schen kau­fen von Men­schen

Men­schen lie­ben es zu kau­fen! Sie tun es täg­lich! Sie mögen nur eines nicht: dabei ver­kauft zu wer­den. Dabei tref­fen wir schon wie­der auf eine Angst. Die Angst, eine Fehl­ent­schei­dung zu tref­fen. Über den Tisch gezo­gen zu wer­den. Die­se Befürch­tung ken­nen wir alle. Und dage­gen hilft ein eMail? Echt jetzt? Ganz im Gegen­teil! Elek­tro­post tut vor allem eines: sie nervt. Weil wir alle täg­lich in der eMail-Flut unter­ge­hen. Was also tun mit der Men­ge an Mails, die täg­lich auf uns her­nie­der­pras­selt?

Lösung A: Sofort kübeln.

Lösung B: Unbe­ant­wor­tet lie­gen las­sen. Und spä­ter kübeln.

Lösung C: Mit einer Aus­re­de ant­wor­ten. „Die Prio­ri­tä­ten haben sich geän­dert, mel­den Sie sich in 3 Mona­ten wie­der“ zett Be. Geht immer. In drei Mona­ten kann man dann Lösung A oder B nach­schie­ßen. Oder gleich die bes­te Absa­ge aller Zei­ten zurück­schrei­ben: zu teu­er.

Nur in einem per­sön­li­chen Gespräch kann man auf einen poten­ti­el­len Kun­den wirk­lich ein­ge­hen. Ihm vor allem mal zuhö­ren. Fra­gen stel­len, sich für den Men­schen und sei­ne Bedürf­nis­se inter­es­sie­ren. Ver­trau­en auf­bau­en, eine Bezie­hung her­stel­len. Ich schrei­be immer erst dann ein Ange­bot, wenn der Deal eigent­lich schon besie­gelt ist. Wenn ich ver­stan­den habe, was mein Kun­de braucht und er mei­ne Lösung als sol­che akzep­tiert.

Wenn alle Fra­gen beant­wor­tet sind, Zwei­fel aus­ge­räumt und Ängs­te besänf­tigt sind. So wie frü­her, als man Ver­trä­ge mit einem Hand­schlag besie­gelt hat. Denn Men­schen kau­fen von Men­schen. Und das pas­siert nur in einem per­sön­li­chen Gespräch.

Nur Mut. Denn sogar dann, wenn man trotz­dem ein Nein erhält, hat man nicht weni­ger als vor­her. Aber man hat die Chan­ce gesucht.

Wer ver­han­delt, kann ver­lie­ren. Wer eMails schickt, hat schon ver­lo­ren.

... und aus.

Robert Feis­trit­zer

#semi­nar­tipp: Cold Acqui­si­ti­on & Emo­tio­nal Sel­ling

Donnerstag 28. November 2019