BE STRONGER THAN YOUR EXCUSES
Geschichten aus dem Land der 1000 Ausreden
#3 Corona ist schuld
Heute ist der 15. Mai 2020. Ein Tag der Freude! Nicht, weil ich morgen Geburtstag habe, sondern weil heute die Wirten wieder aufsperren. Also die Gastronomie, um schön zu sprechen. Und was wird Thema Nummer eins an den Wirtshaustischen sein? Richtig geraten: Corona. Man trinkt Ottakringer (Achtung: Produktplatzierung) und spricht über eine mexikanische Biermarke. Oder so. Corona, die Wurzel allen Übels. Corona, die Universalausrede für alles, was jetzt nicht funktioniert.
Ich möchte jetzt nicht zu den Verschwörungstheoretikern gezählt werden, werde auch keine Abhandlung über die Gefährlichkeit des Virus verfassen, mich auch nicht abfällig über die vielen tragischen Einzelschicksale äußern. Ich möchte zum Nachdenken anregen.
Frage: Ist es wirklich das Virus, das uns jetzt behindert oder gar ruiniert? Oder nehmen wir es nur in unzähligen Fällen als dankbare Ausrede dafür, unsere Unzulänglichkeiten zu verstecken? Unsere nicht gemachten Hausaufgaben zu vertuschen? Oder uns unseren Ängsten hinzugeben?
Empfänger nicht angetroffen
Nur ein Beispiel unter vielen: UPS. Unfähiger Paketservice heißt das glaube ich. Wie jeder von uns (vermutlich auch mit anderen Paketdiensten) schon erlebt hat, werden Pakete nicht zugestellt, obwohl man an der Empfängeradresse anwesend war. Während der Zeit der Ausgehbeschränkungen und des Home Office also zu Hause. UPS hat in unserem Fall behauptet, dass wir nicht anzutreffen waren. Nach erfolgter Beschwerde hat man aber sofort umgeschwenkt und gemeint, die Regierung hätte es verboten. Corona sei schuld. Nicht die Überlastung der minderbezahlten Paketboten, nicht die unflexible Organisation, nicht die mangelnde Kundenorientierung. Niemals nie nicht!
Ich stelle jetzt mein Marketing mal ein
Das ist sogar eine offizielle Empfehlung der WKO. Marketing einstellen. Das ist ungefähr so klug, wie seine Uhr anzuhalten, um Zeit zu sparen. Gerade in Situationen, wo der persönliche Kontakt zwischen Kunden und Lieferanten eingeschränkt ist (war), stellt Marketing die einzig verbleibende Brücke zum Kunden dar. Ich meine hier nicht plumpe Werbung. Sondern Dialogmarketing. Die Kunst, mit seinen Kunden zett Be in den Sozialen Medien zu kommunizieren. Zu zeigen, dass man aktiv ist, sich lediglich der Arbeitsort, aber nicht das Service geändert hat. Das ist übrigens mehr als die über 8 Wochen getrommelte Botschaft „wir sind für Euch da“. Eine Möglichkeit wäre, hier zu zeigen, wie kreativ man ist.

Do more.
Mein aktueller Bildschirmschoner. Corona ist kein Urlaub. Sondern ein Workshop. Es lehrt uns, wo wir verletzbar, angreifbar sind. Wo wir unsere Unternehmen suboptimal aufgestellt haben. Oder gar schlecht. Vor allem lehrt es uns, die Dinge nicht nur richtig zu machen, sondern endlich die richtigen Dinge zu tun. Seine Kundenbeziehungen zu hinterfragen. Seine eigene Kundenorientierung. Sich zu fragen, wo man seinen Kunden in der Krise helfen kann. Die unbeliebte Extrameile zu gehen, anstatt sich zu fragen, wer den Schaden jetzt bezahlt. Wir haben unseren Kunden kostenlose Beratungsstunden angeboten. Sogar Kunden, die noch gar keine Kunden waren. Haben Mehrstunden in die Social-Media-Auftritte unserer Kunden investiert, um die Krisenkommunikation aufrecht zu erhalten. Unsere Mädels haben dabei nicht auf die Uhr gesehen, sie waren einfach da. Weil sie gebraucht wurden. Ein Danke an mein großartiges Team an dieser Stelle! Und ein Dank an Corona, all diese Dinge lernen zu dürfen.
Do less.
Und wir haben auch weniger getan. Weniger vom eigentlich sinnlosen Zeug. Weniger Großgruppenbesprechungen zett Be. Bringt eh Nüsse. Lieber kurz und effizient kommunizieren, als Stunden in Meetings zu verbringen. Weniger Kaffeetermine gemacht. Ja, Networking und Socializing ist wichtig. Aber muss man wirklich in Adabei-Manier bei jedem Sauaustreiben dabei sein? Ich habe es nicht vermisst. Mehr Quality-Time, weniger Gesichtswäsche. Es reicht das stündliche Handwäscheritual.
Apropos Kaffee. Vielleicht ein guter Vergleich. ‚Verlängerter‘ oder Espresso. Ein guter Espresso hat alles, was ein Kaffee braucht. Kraft, Stärke, Würze. Wenig Wasser. Der Verlängerte hingegen – gleiche Menge Kaffee, verwässert und fad.
Ich bin ein Espresso
So sollte auch unser Unternehmertum sein. Kraftvoll, unverfälscht. Essenziell. Stärker zu sein als unsere Ausreden. Corona ist da. Na und? Was hindert uns wirklich daran, kreativ zu sein? Mutig zu sein, wie damals, als wir uns alle entschlossen haben, Unternehmer zu werden! Wir hatten ‚nichts‘ und haben etwas geschaffen. Die Angst, das zu verlieren, darf uns nicht daran hindern Neues zu schaffen.
Es gibt ein Leben nach Corona. Und das beginnt heute. Spätestens.
Robert Feistritzer
… und aus.