PAPIER IST PAPIER? MITNICHTEN! – comito.at

PAPIER IST PAPIER? MITNICHTEN!

TEIL 1: MAL DAS ALLGEMEINE ZEUG ÜBER PAPIER

Papier existiert bereits seit Jahrtausenden und wird noch heute für die verschiedensten Anwendungszwecke eingesetzt. Papier kann aus unserem Alltag einfach nicht mehr weggedacht werden – egal ob es sich um Geldscheine, Notizblöcke, Kalender, Rechnungen oder andere gedruckte Dinge handelt.

Und für Grafiker*innen wie mich ist es ein noch größerer Bestandteil unseres Lebens, da wir es nicht nur selbst verwenden, sondern auch für die unterschiedlichen Kundenprojekte das passende Papier auswählen müssen. Und dafür ist es besonders wichtig, zu wissen, worauf man bei der richtigen Papierauswahl achten muss.

WORAUS BESTEHT PAPIER EIGENTLICH?

Papier besteht aus Pflanzenfasern, wie beispielsweise Baumwolle, Hanf oder Bast, zu denen auch noch andere Stoff- und Papierreste dazukommen. Durch die Zugabe von Wasser und anderen Hilfsstoffen (zett Be Leim, Kreide uvm.) wird dann diese „Pflanzenfaser-Mischung“ durch Verfilzen und Verleimen zu einer dünnen, glatten Schicht gepresst – zu Papier.

Dieses Rohpapier kann anschließend noch weiterverarbeitet und veredelt werden (zett Be streichen, imprägnieren, beschichten, kaschieren etc.), wodurch aus demselben Grundmaterial unterschiedliche Papiersorten entstehen können.


WORAUF MUSS MAN BEI DER PAPIERAUSWAHL ACHTEN?

Auf die Größe

Papier gibt es in unterschiedlichen Größen – als Bögen, als Zuschnitte oder auf Rollen. Im Allgemeinen wird meistens das DIN-Format verwendet. Hier gibt es drei verschiedene Reihen:

Die DIN A Reihe bezeichnet die beschnittenen Formate (A0 bis A8), also die „Klassiker“ unter den Papierformaten, die jeder in seinem Alltag benutzt:

DIN B bezeichnet die unbeschnittenen Druckbögen (ausgehend von den DIN A Formaten). Sie sind daher sowohl in Breite als auch Höhe durchschnittlich um 10 bis 25 cm größer als DIN A Formate. Gerade hier muss unbedingt auf die korrekte Laufrichtung geachtet werden (siehe nächster Punkt).

! EXPERTENTIPP !
Die DIN B Formate werden vorwiegend im Druck verwendet, da so randabfallendes Drucken und ein anschließender Beschnitt ohne viel Papierverlust möglich sind.


Als weitere Zusatzreihe gibt es die DIN C Formate. Dazu gehören diverse, zu den DIN A Format passende Kuverts, Umschläge und Versandhüllen. Zum Beispiel passt in ein C6-Kuvert genau eine A6-Postkarte, da das Kuvert um ein paar Millimeter größer als das DIN A Format ist.

! EXPERTENTIPP !
Auch hier sollte immer auf die genauen Maße (lt. Angaben des Herstellers) geachtet werden, da es je nach „Dicke“ des Inhalts einen größeren Spielraum (im Verhältnis zu den Maßen des Inhalts) benötigt.


Auf die Laufrichtung

Die Laufrichtung von Papier ist die Richtung, in welche die einzelnen Papierfasern bei der Herstellung laufen. Je nach Produktion unterscheidet man dabei die Schmalbahn (die Laufrichtung ist parallel zur längeren Seite) und Breitbahn (die Laufrichtung ist parallel zur kürzeren Seite).

Aber wie kann man die Laufrichtung feststellen, wenn man einzelne Papierbögen in den Händen hält? Dazu gibt es verschiedene Testmethoden:

  • Reißprobe: Dabei reißt man das Papier auf beiden Seiten (längs und quer) ein Stück ein. In der Laufrichtung ist es leichter zu reißen und der gerissene Rand ist exakter, wobei es gegen die Laufrichtung etwas schwieriger einzureißen und der Rand ausgefranst ist.
  • Nagelprobe: Für dieses Test zieht man auf beiden Seiten des Papierbogens die Kanten zwischen Daumen- und Zeigefingernagel. Die Laufrichtung ist parallel zu der Seite, auf der sich dabei die Kante weniger, bis gar nicht wellt.
  • Biegeprobe: Diese Probe ist vor allem bei Karton oder festerem Papier gut anzuwenden, da der Effekt bei dünnerem Papier nicht so gut erkennbar ist. 
    Man nimmt dazu die jeweils entgegengesetzten Enden des Bogens und biegt sie sanft zueinander. In der Richtung, in die es leichter möglich und weniger sperrig ist, ist die Laufrichtung:
  • Feuchtigkeitsprobe: Wenn man ein Stück des zu testenden Papiers anfeuchtet und flach auf die Handfläche legt, rollt es sich entlang der Laufrichtung ein:

Wofür ist die Laufrichtung überhaupt wichtig?

Die Laufrichtung ist vor allem für den Druck und die anschließende Weiterverarbeitung wichtig. Zum Beispiel müssen bei einer Broschüre die Fasern parallel zum „Buchrücken“ liegen, da es sonst zu Wellenbildung kommen kann. Außerdem ist es für den Falz der Druckbögen wichtig, da ein Falz quer zur Laufrichtung Brüche im Material verursachen kann.

! EXPERTENTIPP !
Eine Broschüre, die ein geschlossenes Format A5 hat, kann nicht einfach auf jede Art von A4-Papier gedruckt und mittig gefaltet werden, da die Laufrichtung (bei den meisten) DIN A4 Papieren auf der Längsseite liegt und man somit quer zur Laufrichtung falzen müsste. In diesem Fall empfiehlt es sich auch kleinere Formate zett Be auf DIN A3 zu drucken, da hier die Laufrichtung die richtige Richtung aufweist:

Auf die Grammatur

Unter der Papiergrammatur versteht man die Stärke, also das Flächengewicht von Papier. Papier ist meist zwischen 80 g/m² und 400 g/m² zu finden, wobei die Einheit g/m² das Gewicht pro Quadratmeter einer Papiersorte angibt. Alle höheren Grammaturen werden als Karton bezeichnet. Allgemein kann man sagen, dass je höher die Grammatur ist, desto fester und somit hochwertiger ist das Papier. Zu beachten ist dabei nur, dass es jede Papiersorte in unterschiedlichen Grammaturen gibt, allerdings gibt es nicht jede Grammatur für jede Papierart.

Eine weitere Einheit, die oft angegeben wird, ist die Dichte des Papiers. Je höher die Dichte des Materials ist, desto glatter ist ein Papier – es gibt also an, wie kompakt das Papier ist.

! EXPERTENTIPP !
Hier einige Anwendungsbeispiele, welche Grammatur für welches Projekt verwendet werden kann:
• Briefpapier für den alltäglichen Gebrauch: 80 g/m² Offsetpapier
• Briefpapier für besondere Anlässe: 120 g/m² Offsetpapier (gegebenenfalls Papier mit Struktur)
• Visitenkarten Standard: min. 250 g/m² Bilderdruckpapier
• Spezial-Visitenkarten: 350 g/m² Bilderdruckkarton mit Struktur
• Broschüren: ca. 135 g/m² Bilderdruckpapier matt (wirkt hochwertig, ist aber beim Blättern nicht zu steif)
• Flyer: 100 – 135 g/m² Bilderdruck glänzend, bei hochwertigeren „Karten“ kann Bilderdruckkarton ab 300 g/m² verwendet werden
• Poster: 190 g/m² Bilderdruckpapier glänzend, für eine Outdoor-Anwendung ist allerdings eine Beschichtung notwendig


Auf die Farbe

Warum gibt es bei Papier so unterschiedliche Weißtöne? Das liegt einerseits an den unterschiedlichen Grundstoffen, die zur Herstellung verwendet werden, aber anderseits auch an der Weiterverarbeitung.

Dabei unterscheidet man vor allem zwei Varianten:

  • Ungebleichtes Papier bzw. Naturpapier – hier werden keine Bleichstoffe verwendet, wodurch es seinen natürlichen Farbton behält.
  • Gebleichtes Papier ist je nach Menge und Art der Bleiche (zett Be Chlor) weißer als ungebleichtes Papier, allerdings gibt es auch hier viele verschiedene Abstufungen des Weißegrads.

! EXPERTENTIPP !
Die Grundfarbe des Papiers ist vor allem für den Druck wichtig, da die gedruckten Farben je nach Papierfarbe unterschiedlich dargestellt werden können. Man sollte sich daher vorab immer Papiermuster organisieren, sodass ein einheitlicher Druck gewährleistet werden kann.

Bei der Grundfarbe des Papiers ist aber auch die Art des Projekts und der Verwendungszweck ausschlaggebend. Zett Be wirkt bei geschäftlichen Zwecken ein reinweißes Papier professionell und edel, im Gegensatz dazu wird für besondere Anlässe ein cremefarbenes Papier als edler und hochwertiger empfunden. Bei Projekten mit Umweltaspekt dagegen empfiehlt es sich ein Recyclingpapier mit bräunlichem/grauem Farbton, bei dem die einzelnen Fasern erkennbar sind, zu verwenden. 


All diese Faktoren müssen bei der Papierauswahl auf jeden Fall berücksichtigt werden. Also sollte man sich im Vorfeld immer folgende Fragen stellen: Welche Größe wird für mein fertiges Druckprodukt gebraucht? Welche Papierstärke soll es haben? Eine Visitenkarte will man ja definitiv nicht auf einem dünnen 80 g/m²  Papier in Händen halten, einen Geschäftsbrief allerdings schon. Welche Farbe soll mein Papier haben? Manchmal benötigt man komplett reinweißes Papier, bei anderen Projekten empfiehlt sich aber ein cremefarbener Ton, da dies gleich einen anderen Charakter widerspiegelt. 

Und zum Schluss: Welche weiteren Eigenschaften Papier bzw. ein fertiges Druckprodukt noch haben muss, erfahrt ihr im zweiten Teil dieser Serie, in dem ich euch die unterschiedlichen Veredelungen von Papier in der Herstellung und im Druck berichten werde.

Mein Name ist Daniela Klima, ich bin Grafikerin und Social Media Managerin bei comito und freue mich, wenn wir euch bei der Auswahl des richtigen Papiers für eure Druckprodukte unterstützen können. Du erreichst uns telefonisch unter +43 664 6310900 oder via eMail an office@comito.at.

Donnerstag 4. Februar 2021