WENN NICHTS MEHR SICHER IST, IST ALLES MÖGLICH
Das Leben und der Weg dorthin
Wir leben in einer Zeit unzähliger Möglichkeiten – nur wenig ist uns noch wirklich vorgeschrieben. Aufgrund dieser Möglichkeiten dürfen wir uns auch ständig für – müssen uns aber auch zeitgleich immer gegen etwas anderes entscheiden.
Was fast immer mit jeder Entscheidung einhergeht, ist der Zweifel, ob die Wahl auch die Richtige war. Wie viele Wege bleiben unentdeckt, wie viele Blumen ungesehen, wie viele Leben ungelebt?
In jungen Jahren fällt uns das Entscheiden noch leichter. Nicht weil wir uns unserer Jugend bewusst wären, wir reflektieren nur weniger und fühlen mehr. Mehr Kraft, mehr Freiheit, mehr Unbefangenheit. Und mehr Verständnis von außen – wir sind ja noch jung. Wir haben Träume und sind auf dem Weg – erst später im Leben bemerken viele von uns, dass Beruf nicht dasselbe ist wie Berufung. Viele selbstreflektierte Stunden später stellen wir fest, dass unser derzeitiges Leben so gar nicht das ist, von welchem wir einst träumten.
Kein Plan ist oft der beste Plan!
Woher kommt die Frage nach dem Sinn des Lebens denn plötzlich? Und wann haben wir eigentlich angefangen für etwas zu alt zu sein? Also natürlich nicht für den Spielplatz ums Eck, aber für etwas, was wir doch auf unserer ‚das-muss-ich-noch-machen-bevor-ich-alt-bin-Liste‘ ganz oben stehen haben. Die jugendliche Lebendigkeit von einst liegt unter den Verpflichtungen und dem Alltag begraben. Dort, wo wir gerade sind, wollen wir nicht mehr sein. Wir wollen raus. Nur wie? Wir suchen nach Alternativen und anderen Möglichkeiten. Es ist klar – wir brauchen den perfekten Plan. Und so planen wir eifrig vor uns hin während Jahre vergehen, der Alltag unverändert bleibt und der Alltag, der uns verändert, bleibt: Wir wurden am Weg alt. Und fühlen uns gefangen. Gefangen in unseren Leben. Festgehalten von uns selbst und der Angst, die genauso in unserem Kopf entsteht wie einst unser Mut.
Wenn sich das eigene Leben nicht mehr wie eben genau das anfühlt, fordert es Veränderung. Aber wer macht das für uns? Wer ist dafür zuständig, an wen können wir hier vertrauensvoll delegieren? Schließlich sind wir doch mit unseren Alltagsaufgaben gut ausgelastet. Aber was ist es schnell noch mal genau, was man möchte? Nein, nein das liegt nicht an der aufkeimenden Altersdemenz – wir haben ‚es‘ nur auf dem Weg aus den Augen verloren. Schließlich hatten wir ja auch viele Möglichkeiten. Was wir uns erstaunlicherweise oft besser merken, ist, was wir nicht mehr möchten. Naja, zumindest ein Anfang. Aber eines ist immer sicher: Ist die Tür hinter uns erst mal zu, hat bereits etwas Neues begonnen.
Raus aus der Komfortzone!
Haben wir uns dann aus der unstimmigen Situation befreit, fühlen wir plötzlich wieder. Vor allem Erleichterung. Und wir können nur schlecht verstehen, warum wir uns so lange an der Unzufriedenheit fest- und uns dort aufgehalten haben.
Nur, wenn wir unsere Komfortzone verlassen, werden wir uns selbst begegnen. Wir müssen springen. Wir dürfen zögern, hadern, zappeln und schreien, aber schon im freien Fall wissen wir, wir haben es gewagt und fühlen uns gut. Wir haben etwas gewagt. Wir sind für uns ein- und gerade gestanden und haben den Mut über die Angst gestellt. Wir haben uns und der Welt vertraut.
Das Leben in der Komfortzone ist bequem und unaufgeregt. Und sicher. Wir sind kranken-, unfall- und arbeitslosenversichert. Dem Sozialstaat und unseren Vorfahren sei Dank. Es möchte ja auch niemand aus dem Leben gerissen werden und von vorne beginnen müssen. Doch selbst, wenn es so wäre, würde ich mir eines ganz bestimmt wünschen: dass ich bis dahin Entscheidungen selbst getroffen habe, aus der Fülle der gegebenen Möglichkeiten, die ich zuvor hatte. Und dass ich mein Leben nach meinen Vorstellungen gelebt und geliebt habe.
Lerne zu vertrauen!
Wir vergessen also den perfekten Plan und beschließen planlos vertrauen zu lernen. Uns selbst, dem Leben und der Schöpfung (ist die vielleicht auch für die Sinnfindung verantwortlich?). Wenn uns die derzeitige Situation nur unglücklich sein lässt, kann es schließlich mit jeder Veränderung nur besser werden.
Es ist dieser unbändige Wunsch nach vermeintlicher Sicherheit, der uns an das Seil klammern lässt, das uns die Luft zum Atmen nimmt. Wenn wir bereit sind unser Glück und unsere Gesundheit wichtiger zu nehmen als diese Sicherheit, müssen wir loslassen und vertrauen lernen. Wir fallen nicht tiefer als in Gottes Hand.
Mach, was dich glücklich macht!
Wir haben das Privileg, in einer Zeit zu leben, in der es so vielen von uns gut geht. So gut, dass wir uns die Sinnfrage stellen dürfen und die Chance haben aus Möglichkeiten zu wählen und eigene Entscheidungen zu treffen. Ungeachtet dessen, ob wir diese auch mit den Augen der Erfahrung noch gut finden, haben wir im Jetzt das Privileg selbstbestimmt zu leben. Hilfreich wäre, wenn wir auch den Mut dazu hätten.
Schließlich wissen wir doch trotz allen panischen Planens nicht, was uns der nächste Tag bringt, ja nicht einmal die nächste Stunde. Leben passiert einfach – ungeplant und planlos. Leben ist Dasein, jeder Moment neu. Sind wir uns unseres begrenzten Daseins bewusst, sollten wir versuchen es mit dem zu füllen, was uns glücklich macht.
Veränderung beginnt und endet immer bei uns selbst.
Mein Name ist Astrid Feistritzer-Ebner, ich bin psychologische Beraterin bei comito und ab heute geplant planlos.