HERAUSFORDERUNGEN EINES GRAFIKERS - comito.at

HERAUSFORDERUNGEN EINES GRAFIKERS

Wie geht man an Kundenaufträge heran?

In mei­ner Gra­fik­de­sign-Aus­bil­dung habe ich die grund­le­gen­de Theo­rie gelernt und die­se dann zu Übungs­zwe­cken prak­tisch ange­wen­det. Im Berufs­all­tag, wenn man dann mit ech­ten Kun­den zu tun hat, ist das aber noch ein­mal ganz was ande­res.

Den per­sön­li­chen Geschmack muss man im Kun­den­kon­takt näm­lich hin­ten­an­stel­len. Es zählt das, was dem Kun­den gefällt. Und oft sind die­se bei­den Geschmä­cker sehr weit von­ein­an­der ent­fernt. Es gibt Kun­den, die schon mit genau­en Vor­stel­lun­gen in das ers­te Gespräch gehen und sich schnell ent­schei­den kön­nen; bei manch ande­ren steht man vor der Her­aus­for­de­rung die­sen Schritt gemein­sam zu gehen und her­aus­zu­fin­den in wel­che Rich­tung man will. Dazu muss man auf ihn ein­ge­hen, Vor­schlä­ge brin­gen und Ent­wür­fe zei­gen. Dem Kun­den bera­tend zur Sei­te ste­hen.

Als Gra­fi­ker muss hier die krea­ti­ve Sei­te bei­sei­te­ge­legt und fach­lich erläu­tert wer­den, wie­so genau die­ser Ent­wurf der Rich­ti­ge ist. Für mich ist das einer der span­nends­ten Tei­le am Beruf des Gra­fi­kers: Nicht nur nach mei­nen Vor­lie­ben zu desi­gnen, son­dern mit den Kun­den zu arbei­ten und ihre per­sön­li­chen Wün­sche umzu­set­zen.

Bei unse­rem letz­ten Kun­den, der Inter­na­tio­nal Orga­ni­za­ti­on for Migra­ti­on (IOM), kam noch eine ganz ande­re Ebe­ne dazu: die Grö­ße und Rele­vanz der Orga­ni­sa­ti­on. Inso­fern eine Her­aus­for­de­rung, da die Ent­wür­fe nicht nur mit einer Per­son bzw. klei­nen Per­so­nen­grup­pe bespro­chen wur­den, son­dern inner­halb der Orga­ni­sa­ti­on hier­ar­chisch abge­ar­bei­tet wur­den. Man woll­te sicher­ge­hen, dass das Pro­jekt inter­na­tio­nal funk­tio­niert und hat des­halb vie­le ver­schie­de­ne Per­so­nen zu Rate gezo­gen. Das Resul­tat waren eini­ge Ver­bes­se­rungs­schlei­fen, was im End­ef­fekt auch gut und wich­tig war. Regel­mä­ßi­ge Kommunikation und Abstim­mun­gen sowie ein enges Zusam­men­ar­bei­ten garan­tier­ten in rela­tiv kur­zer Zeit gro­ße Erfol­ge.

Das IOM-Pro­jekt war mein ers­tes Pro­jekt, in dem ich in die Rol­le des 'Art Direc­tors' geschlüpft bin. Ich habe den Groß­teil der Kommunikation mit dem Kun­den über­nom­men und Auf­ga­ben an ein klei­nes Team wei­ter­ge­ge­ben. Damit geht natür­lich auch gro­ße Ver­ant­wor­tung ein­her. Als Gra­fi­ke­rin bin ich an die­sem Pro­jekt enorm gewach­sen. Die­se ‚har­ten‘ Kun­den, mit denen man durchs Extre­me geht, sind die, auf die man im End­ef­fekt stolz zurück­blickt. Man erar­bei­tet sich das Ver­trau­en des Kun­den und am Ende, wenn ein sehens­wer­tes Pro­dukt her­aus­schaut, weiß man, dass man es geschafft hat. Gemein­sam.

Als jun­ge Gra­fi­ke­rin steht man auch manch­mal vor der Her­aus­for­de­rung nicht ernst genom­men zu wer­den. Ich per­sön­lich fin­de es ande­rer­seits ganz lus­tig, da man in einem Team häu­fig als ‚Krea­ti­ve‘ abge­stem­pelt wird und sich dadurch oft­mals etwas mehr erlau­ben kann.

Auf jeden Fall freue ich mich immer rie­sig und klat­sche inner­lich ‚High Five‘ mit mir ab, wenn mei­ne Ide­en und Ansät­ze den Kun­den zufrie­den­stel­len oder noch bes­ser: sogar begeis­tern.

Schön ist rela­tiv, und die­ses rela­tiv ist die Her­aus­for­de­rung eines Gra­fi­kers.

Katha­ri­na Zve­to­lec

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Donnerstag 30. April 2020